|
1848 – 1949: Ein Jahrhundert deutsche Geschichte Systemvoraussetzungen: - Prozessor: mindestens 486
DX / 33
Diese multimediale CD-Rom ist sozusagen die in die Vergangenheit zurückführende Ergänzung der im Computermagazin Nr. 14, S.8 f., besprochenen CD „Deutsche Geschichte von 1949 bis zur Gegenwart“. Die CD ist kostenlos bei der Bundeszentrale für politische Bildung zu beziehen. Sie stellt für diesen Zeitraum von der Revolution der Jahre 1848 und 1849 bis zur Gründung der Bundesrepublik Deutschland und der DDR an die 4.000 Dokumente (Texte, Bilder, Grafiken, Töne, Videos, Animationen) zur – Verfügung, die in 13 chronologisch angeordneten Kapiteln diese Geschichte veranschaulichen. Der Anspruch ist recht hoch, vor allem die Vorträge sind bestenfalls ab einer gymnasialen Mittelstufe einsetzbar. Doch ich sehe auch Möglichkeiten, dieses Programm in der beruflichen Bildung und in gewissen Feldern auch in der Benachteiligtenförderung gewinnbringend einzusetzen. Das Programm wird unter dem Copyright des Bibliographischen Institut & F.A. Brockhaus AG vertrieben. Aus dem sehr großen Autorenteam möchte ich nur Prof. Dr. Christof Dipper, Darmstadt, als den Autor der Kapiteltexte, der chronologischen Übersichten und der Thema-Vorträge, Dr. Jochen Gaile, Wiesbaden, als Bearbeiter der Sachartikel, Biographien und Territorien und M.A, Grazyna Buchheim als Bearbeiterin der Übersicht Kultur, Wissenschaft und Technik besonders hervorheben. Programmbeschreibung: 1.Installation Die Installation ist recht einfach. Beim ersten Einlegen der CD ins CD-ROM-Laufwerk wird automatisch das Setup-Programm aufgerufen, dessen Angaben leicht zu befolgen sind. Wenn das Installationsprogramm nicht automatisch aufgerufen wird, kann man es durch Ausführen der Datei START.EXE auf der CD aufrufen. Dem Programm sind für einen reibungslosen Ablauf erforderliche Windows-Komponenten beigefügt: Insofern sind maximal ca. 10 MB freier Speicherplatz auf der Festplatte für den Betrieb erforderlich, abhängig davon, ob zum Beispiel ein Video-Abspielprogramm bereits installiert ist. Das Setup-Programm legt eine Programmgruppe mit einem Programmsymbol an. Wichtig: Über ein Deinstallationsprogramm kann das Programm wieder komplett entfernt werden. 2. Ablauf Der Start erfolgt durch Anklicken des Programmsymbols bei eingelegter CD oder automatisch, wenn die CD eingelegt wird. Während der Ausführung ist die Taskleiste von Windows ausgeblendet, kann aber – etwa zum Ändern der Lautstärke - <Strg>-<Esc> eingeblendet werden. Für den Wechsel zu anderen geöffneten Anwen-dungen steht die Tastenkombination <Alt>-<Tab> zur Verfügung. So kann man zum Beispiel Texte mit der Maus markieren, mit <Strg>- C kopieren, mit <Alt>-<Tab> in eine Textverarbeitung wechseln und das Kopierte dort über die Zwischenablage einfügen, etwa um Arbeitsblätter zu erstellen usw. Allerdings ist die Ausführungsgeschwindigkeit des Programms abhängig von der Anzahl der aktuell unter Windows geöffneten Programme. 2.1 Demo Nach dem Erscheinen des Hauptbildschirms wird ein gesprochener Überblick über den Gesamtzeitraum mit ausgewählten Bildern, Tönen, Videos und Texten aufgerufen, der – je nach PC - etwa sieben bis zehn Minuten dauert und mit einer beliebige Taste jederzeit beendet werden kann. 2.2 Der Hauptbildschirm – oder: Entdeckendes Lernen am falschen Ort? Ich will bei dieser sehr
gelungenen CD nicht meckern. Ein inhaltlich entdeckendes Lernen, ein Springen
von Vorträgen, zu Personenbeschreibungen, die über dem Niveau
eines guten Lexikons liegen, das Betrachten von Bildern, Photographien,
Karten und Diagrammen zu einer gesellschaftlichen Entwicklung ist wunderbar
umgesetzt. Man kann sich allerdings darin verlieren... Die Sicherung eines
Gelernten bleibt dem Lehrer oder Schüler überlassen: Dazu unten
mehr!
Der Hauptbildschirm besteht aus einer Graphik mit dem Reichstag im Hintergrund und dreizehn Personen im Vordergrund. Es gibt dort drei verschiedene Bedienungsmöglichkeiten: a) Die um den Reichstag versammelten 13 Personen stehen jeweils für einen bestimmten Zeitraum oder jeweils ein Kapitel. Durch Anklicken erscheint die Kapitelüberschrift in einem Fenster rechts; wer dieses Fenster anklickt, ruft das entsprechende Kapitel auf. b) Wenn der Mauszeiger an den linken Rand geführt wird, erscheint ein Menü mit Symbolen für den Aufruf der Dokumente aus dem Personen- oder Sachartikel-Register oder für die Durchführung bestimmter Aktionen: So kann man sich die oben Personen- oder Sachartikel-Texte ausdrucken lassen, die Such-Funktion anklicken, sich die themenübergreifenden Vorträge anhören, Bilder (Fotos, Karikaturen, Zeitungsausschnitte, Gemälde, Plakate etc.), Landkarten und Diagramme zu einem Thema ansehen, Videos und Animationen (etwa zu territorialen Veränderungen usw.) betrachten. Wenn der Cursor auf ein Symbol gesetzt wird, erscheint die Bezeichnung des Menüs. Durch Anklicken wird die jeweilige Operation ausgeführt. c) Durch Anklicken des Reichstages erscheint der Text »Deutsche Geschichte 1815 bis 1949 im Überblick«. Hier stehen alle Texte zur Verfügung; in den Unterkapiteln zu den Einzelzeiträumen jeweils nur die zeitraumbezogenen Texte. Mit <Esc> oder dem Schalter „Zurück“ auf der Menüleiste wird der Hauptbildschirm wieder angezeigt. d) Die Zeitleiste in den Unterkapitel-Bildschirmen erscheint durch Anklicken des rechten Randes. Sie bietet eine Kurzübersicht wichtiger Ereignisse aus den Bereichen Kultur, Wissenschaft und Technik, die nach Jahren aufgeschlüsselt ist. Nach dem Anklicken des Randes wird ein Uhrwerk mit dem jeweiligen Jahr angezeigt. In der Mitte des Bildschirms werden die Ereignisse für den Bereich Literatur, Musik, Kunst, Wissenschaft oder Technik aus dem betreffenden Jahr vorgestellt, am linken Rand wechselt man dann zwischen den Einzelbereichen, etwa von der Literatur des Jahres 1853 zur Technik aus diesem Jahr usw. 3. Möglichkeiten zum Einsatz des Programms im Unterricht Wie bei allen nach der Hypertext-Programmatik (oder –Ideologie) aufgebauten Programmen wird ein pädagogisch wichtiger Bereich, der etwa in der Arbeit eines Lehrers etwa in der Benachteiligtenförderung eine sehr wichtige Rolle spielt, vernachlässigt oder völlig dem Lehrer oder – was schlimmer ist: dem Schüler - überlassen. Der erwartbare Lerneffekt ähnelt den Zapping vor dem Fernseher; eine Information wird durch die nächste gelöscht! Ich vermisse in dieser so umfangreichen Sammlung, in der es – um positiv zu übertreiben - ‚wirklich alles‘ gibt, die simple Sammlung von Arbeitsblatt-Vorschlägen, die den Programmautoren mit Sicherheit keine große Mühe gemacht hätte, oder – etwas anspruchsvoller – die interaktiven Sicherungsteile wie das Frage-Antwort-Quiz zu einem Thema und Ähnliches: Auch hier sind ja spielerische, selbstmotivierende Formen möglich, auch wenn man dabei die Grenze zum (wohlgemerkt: gut aufgebauten, nicht stupiden!) ‚tutoriellen Lernprogramm‘ überschreiten müßte, die die bekennenden ‚Hypertextler‘ - wie es scheint – so fürchten, wie der Teufel das berühmte Weihwasser. Hier gibt es, zumindest was die ‚Arbeitsblätter‘ betrifft – von einer sehr unerwarteten Seite her eine sehr originelle Abhilfe. Im Juli erschien das Buch von Günter Grass: „Mein Jahrhundert“, in dem – angefangen bei 1900 – für jedes Jahr dieses Jahrhunderts eine einzelne Kurz-Geschichte steht. Schon die erste Geschichte hat es in sich: Ein niederbayerischer Freiwilliger erzählt in aller Harmlosigkeit, wie er am Boxeraufstand im fernen China teilgenommen, dem Kaiser – „Pardon wird nicht gegeben“ – gelauscht, wie er seine Resi verlassen – und ihr dann, als Souvenir von diesem Schlachtfest des deutsch-britisch-japanischen Imperialismus, den abgeschnittenen Zopf eines der ermordeten ‚Boxer‘ mitgebracht habe: So „deutsch“ war ‚man‘ zu Beginn des Jahrhunderts. Die Verlobte, gut katholisch, verbrennt den Zopf, weil er ‚Spuk ins Haus‘ bringt: Anscheinend fürchtet sie die Rückkehr des Toten – und übersieht wohl, daß dieser Spuk ein sehr nationalistischer Spuk ist, der im Kopf ihres Verlobten, den sie zwei Tage später heiratet, schon Einkehr gehalten hat... Den Hintergrund zu solch harmlos daherkommenden, doch Abgründe aufzeigenden Geschichten kann man etwa mit der Suche-Funktion des Programms aufdröseln, und so versuchen, diese Geschichte zu verstehen. Das ist wohl auch für Jugendliche sehr spannend: Grass hat hier – sozusagen - abseits der öden W-Fragerei üblicher Arbeitsblätter, etwa „Was war der Boxeraufstand?“, „Wie kam es dazu?“ „Was sagte der Kaiser?“ „Welche Wirkung hatte, was er sagte?“ – ein sehr originelles Arbeitsblatt erstellt, entsteht eine von den Schülern selbst anhand der Geschichte organisierbare Fragelinie nach dem Wer?, Was?, Wann? und Warum?, die einem ‚Gruppen-Lernziel‘ ‚Bekämpfung rechtsradikaler Tendenzen in der Jugend‘ große ‚Selbstentdeckungs‘- Möglichkeiten im doppelten Sinne eröffnet Mit: „Ich, ausgetauscht gegen mich, bin Jahr für Jahr dabeigewesen.“ fängt dieses Buch an! (Rainer Scherf). |