Computer-Magazin

 
GeJBH - Biographie- und prozeßorientiertes Falldokumentationssystem in der persönlichkeits- und berufsweltbezogenen Förderung benachteiligter Jugendlicher - 
Förderplanung am PC

Vorbemerkung: Es handelt es sich hier nicht um eine Lernsoftware. Wir wollen das Programm aber hier dennoch vorstellen, weil es geeignet ist, im Rahmen der in den letzten Jahren verstärkt geführten Diskussion um Qualitätsverbesserungen im sozialen Bereich und hier insbesondere im Bereich der Jugendberufshilfe ein Instrument zur Verfügung zu stellen, das diese Bemühungen unterstützt.

Anbieter: GEBIT - Gesellschaft zur Beratung sozialer Innovation und Informationstechnologie, Mendelstr. 11, 48149 Münster, Telefon 0251-980-1559, Telefax 0251-980-1590, 
Internet: http://www.gebit-ms.de
eMail: info@gebit-ms.de

Preis: 750 DM zzgl. MWSt. Für Interessenten, die sich einen Eindruck über den Aufbau und die Bedienungsroutinen des Programmes verschaffen möchten, bietet die Firma GEBIT eine selbstablaufende Präsentation, die wir uns angesehen haben. Gegutachtet haben wir ebenfalls das Handbuch sowie einen Aufsatz von Peter Walbröl von der Jugendberufshilfe in Düsseldorf.

Voraussetzungen und Bedienung: Version 1.0/1999. Das Programm ist für Windows konzipiert und läuft ab Windows 3.1x. Zur Bedienung ist eine Bildschirmauflösung von mindestens 800x600 erforderlich. Bei einer niedrigeren Auflösung kann das Programm nicht bedient werden. 

Entstehung: Das PC-Programm ist im Auftrag des Ministeriums für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit des Landes Nordrhein-Westfalen und in Abstimmung mit den Landesjugendämtern Rheinland und Westfalen-Lippe von der Jugendberufshilfe in Düsseldorf konzeptionell entwickelt und von der Firma GEBIT in Münster programmtechnisch erstellt worden. Nach Fertigstellung im vergangenen Jahr war vorgesehen, diese Version 1.0 schrittweise in den 47 Jugendwerkstätten in Nordrhein-Westfalen einzuführen.
Ausgangspunkt zur Entwicklung des Programmes war die Überlegung, den individuellen Förderplan als Kernelement eines computerunterstützten Falldokumentationssystems zu implementieren. 
Und dies eingebettet in den größeren Zusammenhang der Schaffung eines Qualitätssicherungsinstrumentes sowie eines
Selbstevaluierungsinstrumentes. 

Programmstruktur: Das PC-Programm besteht aus vier Masken/Formularen:

  • Deckblatt zur Datenerfassung: des Trägers, der Einrichtung, des Maßnahmetyps, des Berufsfeldes, des Jugendlichen
  • Biografische Daten der Person: zur Person, zur gesundheitlichen Situation, zum schulischen Werdegang, zum beruflichen Werdegang, zur Haushalts-/Lebenskonstellation, zu Kooperationsbeziehungen, zur Vorgeschichte aus Sicht des Jugendlichen.
  • Individueller Förderplan: Dieser Programmabschnitt ist sehr komplex. Es besteht aus einem Situationsportrait und verzweigt sich in die Bereiche Kompetenzanalyse und Interventionsphase. Diese Bereiche berücksichtigen die vier "Humankompetenzen" Arbeits- und Leistungsfähigkeit, Personale Kompetenz, Methodenkompetenz, Sozialkompetenz sowie die Fachkompetenzen. Ausserdem den Bereich Stützunterricht. Im Rahmen der Kompetenzanalyse findet sowohl eine Fremdeinschätzung (durch Anleiter/-innen, Stützlehrer/-innen und Sozialpädagog/-innen) als auch eine Selbsteinschätzung statt. Die Eingaben hierzu werden nach standardisierten Regeln und einer festen, immer wiederkehrenden Abfolge von Bildschirmmasken vorgenommen. Die so entstandende Kompetenzanalyse ist grafisch an Hand eines Diagrammes auswertbar. Hieran schließt sich der Bildschrim der Förderprozeßplanung an, im dem Zielvereinbarungen und Förderschwerpunkte festgehalten werden. 
  • Berichte: Die Berichtsfunktion des Programmes erstreckt sich auf die Ausgabe standardisierter Berichte.
Zwei weitere Menüpunkte Import/Export und Datenmanagement ermöglichen die Erstellung eines Teilnehmer/-innen-Liste, von Statistiken oder z.B. einer Sicherungskopie der Datenbank.

Die Eingabemasken sind übersichtlich gestaltet. Obwohl der Bereich der Förderplanung sehr komplex ist, ist es den Programmplanern und -entwicklern gelungen, durch Verzweigungen alles in einem Blick und somit übersichtlich und gut zugänglich zu halten.

Das Programm macht einen guten Eindruck. Allerdings wird es sicher erforderlich sein, daß die Einführung einer solchen Software verbunden sein muß mit der Entwicklung der involvierten Teams aus Anleiter/-innen, Sozialpädagog/-innen und Stützlehrer/-innen in Richtung Selbstevalution und Qualitätssteigerung, damit die "Masken" nicht versteinern, sondern mit lebendigen Inhalten gefüllt werden, die die Förderung der Jugendlichen voranbringt.

Wolfgang Schmitt-Kölzer 
 

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